«Guten Morgen» in die Runde gerufen, doch niemand hörte sie. «Da merkte ich, dass ich etwas selbstbewusster auftre- ten muss.» Cool findet Fiona, dass man sich im ganzen Unternehmen duzt. Das habe ihr geholfen, sich im neuen Umfeld einzuleben. Heute empfindet sie es als Bereicherung, mit Menschen unterschiedlichen Alters zusammenzu- arbeiten. «Wer 30 Jahre im Betrieb ist, hat eine Menge Erfahrung. Ich versuche deshalb, möglichst viel aufzusaugen.» Zu Herzen nahm sie sich insbesondere folgende Aussage eines älteren Mitar- beiters: «Wichtig ist nicht, wo du arbei- test und was du verdienst, sondern dass du glücklich bist bei dem, was du tust.» Gelerntes direkt anwenden Auch in der Schule ist vieles neu. Einer der Hauptunterschiede zur Sek: «Früher fragte ich mich manchmal, warum ich etwas lernen soll», erzählt Fiona. Das sei jetzt anders: «Alles, was ich hier lerne, kann ich im Betrieb direkt wieder an- wenden. So macht das Lernen doppelt Spass», sagt sie. Was sich ebenfalls ge- ändert hat: In der Sek gabs Lernziele, an denen man sich orientieren konnte. An der Berufsfachschule hingegen wird man nicht mehr so eng begleitet. Die Lehrpersonen üben eher die Rolle eines Coaches aus. «Sie stehen zur Verfügung, wenn jemand Unterstützung braucht, grundsätzlich müssen wir uns aber sel- ber organisieren», sagt Fiona. Mit Geld umgehen Was für alle Lernenden neu ist, ist der Lohn. Fiona bekam zuvor von ihrer Mut- ter einen monatlichen «Jugendlohn», mit dem sie Kleider, öV-Abo, Kinoticket usw. selber bezahlen musste. So wuss- te sie bereits, wie es sich anfühlt, et- was Geld auf dem Konto zu haben und Selbstverantwortung zu übernehmen. Fiona, die nach eigenen Angaben eher sparsam unterwegs ist, gelingt es sogar, jeden Monat einen Teil des Lohnes auf ein Sparkonto zu übertragen, um später davon profitieren zu können. Kurz: Fi- ona ist zufrieden mit der aktuellen Si- tuation. «Ich habe einen abwechslungs- reichen und schönen Job. Ich kann den Menschen mit feinen, wohlduftenden Produkten eine Freude bereiten.» Das ist ihr jede Umstellung wert. GRUNDBILDUNG AN DREI LERNORTEN de und freuen sich auf die Berufslehre. Aus gutem Grund. Viele Jugendliche sind am Ende der Volksschule schulmü- Dort erwartet sie eine abwechslungsreiche Ausbildung an drei Lernorten. Im Lehrbetrieb werden ihnen während drei bis vier Wochentagen die notwendigen praktischen Fähigkeiten vermittelt, damit sie später im Beruf reüssieren können. Ergänzt wird diese berufspraktische Ausbildung durch den Unterricht an der Berufsfachschule. Hier unterscheidet man zwischen dem all- gemeinbildenden und dem berufskundlichen Unterricht. Die über- betrieblichen Kurse (üK), die von den Berufsverbänden organisiert werden und für die Lernenden obligatorisch sind, vervollständigen die Ausbildung in Betrieb und Schule. Die üK ermöglichen es den Jugendlichen, ihre praktischen Fähigkeiten in einem geschützten Umfeld zu erproben. Auch der Lehrbetrieb profitiert von den üK, denn viele Betriebe sind – aufgrund fehlender Infrastruktur oder Fachkompetenz – nicht in der Lage, alle Berufskompetenzen im Al- leingang zu vermitteln. Im Bild: Der angehende Carrosseriespengler EFZ Alajdin Cana mit Vertretern der drei Lernorte, von links Roman Schacher (Carrosserie Schacher GmbH, Grosswangen), Marcel Kaufmann (Carrosserie Suisse Zentralschweiz) und Daniel Preckel (Leiter DBW). B E R U F S B I L D U N G L U Z E R N 19